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Donnerstag, 30 November 2023 @ 07:48 Uhr

In mir ist Freude

 
ISBN 978-3-9810623-0-4    Preis 16,90 Euro    286 Seiten

Aus dem Vorwort

Dieses Buch möchte nicht urteilen, sondern zum Nachdenken anregen.

Es soll anderen Menschen Mut machen, zu ihrem besonderen Kind zu stehen. Die moderne Medizin ermöglicht es heute während der Schwangerschaft klar zu definieren, ob ein Kind Auffälligkeiten aufweist. Die Diagnose ein behindertes Kind zu erwarten, bringt viele werdende Eltern in einen schweren Gewissenskonflikt. Ein Schwangerschaftsabbruch bis kurz vor dem Geburtstermin ist heute legal, wenn die Entscheidung gegen den behinderten Fötus ausfällt.

Es ist erschreckend, wie selbstverständlich und legal heute, gut 70 Jahre nach Beendigung des Dritten Reiches, die Euthanasie wieder Einzug hält. In keiner Arztpraxis oder Klinik ist es erlaubt, ein gesundes Ungeborenes bis kurz vor dem Geburtstermin zu töten. Was hätte ich getan, wenn der Arzt vor vielen Jahren zu mir gesagt hätte: Frau Stommel, sie erwarten ein schwer behindertes Kind? Was hätte ich wohl getan?

Ich kann es heute nicht mehr sagen, aber eines weiß ich ganz gewiss: Ein einziger vorausschauender Blick auf mein Kind, das ich später in den Armen hielt, würde genügt haben, um einer Abtreibung niemals zuzustimmen. 

Erhältlich in meinem Verlag: www.Doris-Verlag.de


 Leben mit ganz besonderen Menschen

„In mir ist Freude“: In diesem bewegenden Buch schreiben Angehörige über die Liebe zu ihren behinderten Kindern

Bücher über Krankheitsbilder und die Defizite behinderter Menschen gibt es viele. Doris Hesseler, selbst Mutter eines schwerst mehrfach behinderten Jungen legt hier ein außergewöhnliches Buch vor. Der Titel "In mir ist Freude" lädt den Leser ein, an Erfahrungen teilzuhaben, in denen die Freude am besonderen Kind im Vordergrund steht. Entgegen der landläufigen Meinung macht das Buch deutlich: Das Leben mit einem behinderten Kind entwickelt sich nicht zwangsläufig zu einer Leidensgeschichte. Leben mit Behinderung ist lebbar.

Die wertvolle Sammlung von Erfahrungsberichten entstand durch einen Aufruf von Doris Hesseler, dieses Buchprojekt in Form von Texten zu unterstützen. Sie stellte die Frage: Was ermutigt werdende Eltern eines behinderten Kindes, dieses auszutragen und anzunehmen? Ihre einfache Antwort: „Indem wir darüber schreiben, wie viel erlebte Freude, wertvolle Erfahrungen, kostbare Freundschaften und vieles mehr so „ein anderes Leben“ mit sich bringt. Wie reich wir sind: Mutig, belastbar, kampferprobt, mit vielen seelischen Muskeln versehen – eigentlich beneidenswert!“

Die Antwort auf diesen Aufruf ist das Buch „In mir ist Freude“. Es enthält einen bunten Strauß lebensbejahender Berichte von Angehörigen behinderter Kinder und steckt voller positiver persönlicher Erlebnisse und Erfahrungen. Sie erzählen von viel Liebe und Wegweisung zusammen mit diesen besonderen Kindern. Dabei stellen die Berichte das Positive an einem Leben mit einem behinderten Kind heraus, ohne zu beschönigen. Unverkrampft und sehr persönlich schreibt zum Beispiel Hesseler in einem Brief an ihren schwerbehinderten Sohn Björn zum 25. Geburtstag: „Das Leben mit dir ist nicht immer einfach, aber es macht stark, es befreit von Vorurteilen, es öffnet die Sicht auf die wichtigen Dinge im Leben.“

Da die Aufsätze größtenteils nicht von erfahrenen Autoren, sondern von betroffenen Menschen, die schriftstellerisch eher Laien sind, geschrieben wurden, wirkt das Buch an manchen Stellen etwas hausgemacht, dafür aber umso authentischer. Die Lebensgeschichten sind illustriert mit Fotos aus Familienalben. Dies lässt den Leser lebendig Anteil nehmen.

Das Buch will Eltern Mut machen, zu ihrem besonderen Kind zu stehen. Es fällt auf, dass einige Autoren generell statt „behindert“ das Wort „besonders“ verwenden, manche sprechen auch von „besonders Begabten“. In einem Text werden vermeintlich gesunde Menschen sogar „selbsternannte Nichtbehinderte“ genannt. Es entsteht der Eindruck, dass die Grenzen zwischen Behinderung und Nichtbehinderung fließend sind. Wer setzt hier eigentlich die Maßstäbe? Die Autoren führen den Leser unmerklich an einen Punkt, die eigene Haltung gegenüber gesund bis krank, defizitär bis vollkommen zu prüfen. Die positiv auffallenden Eigenschaften von Behinderten werden in den Vordergrund gestellt, sodass sich der „gesunde“ Mensch fragt: „Habe ich die Fähigkeit, Menschen so tief in mein Herz zu schließen, wie viele Down-Syndrom-Kinder dies tun? Nehme ich es mit der Wahrheit immer so genau?“

Einige Geschichten erzählen davon, dass vor allem Menschen mit Trisomie 21 eine verblüffende Wahrheitsliebe und Ehrlichkeit zeigen. Sie müssen sich beispielsweise nicht verbiegen, um die Contenance zu wahren, und sie haben oft die Fähigkeit, auch unangenehme Dinge unkompliziert, offen und mit Liebe auf den Punkt zu bringen. Zur Illustration ein Gedicht, das zum Nachdenken anregt, geschrieben von Judith Günthner. Der Titel lautet: Gesund werden. „Hier ist ein Mittel/ Das es wegmacht/ Das Syndrom/Hat nicht mehr/ Solche Augen/ Kurze Finger/ Fällt nicht mehr so auf/ Nicht mehr dieses Weiche/ Den Nacken/ Dieses Lachen nicht mehr/ Er bekommt dafür/ Grips/ Mehr Verstand/ Und mehr Hintergedanken/ Etwas weniger Herz/ Ellenbogen/ Mehr Härte/ Hier das Mittel/ Er wird werden wie wir/ Dann ist er gesund“.

So stellen manche Texte, teilweise von behinderten Menschen selbst geschrieben, die allgemeine Sichtweise in Frage oder gar auf den Kopf. Die Erfahrungen der betroffenen Eltern, Geschwister und Großeltern lassen eine Tiefe ihres Lebens erahnen, die sie ohne diese besonderen Menschen, wahrscheinlich nie gemacht hätten. „Die Kinder kennen weder Vergangenheit noch Zukunft, und was uns Erwachsenen kaum passiert, sie genießen die Gegenwart“, formuliert Jean de la Bruyère.

In ihrem Vorwort kritisiert Hesseler aber auch die heutige Gesellschaft, in die, wie selbstverständlich und legal, 60 Jahre nach Beendigung des Dritten Reiches, die Euthanasie wieder Einzug hält. Sie stellt sich selbstkritisch die Frage: „Was hätte ich getan, wenn diese Behinderung während der Schwangerschaft klar definiert worden wäre? Wozu mich entschlossen, hätte der Arzt mir zu einer Abtreibung geraten? (. . .) Ich kann es heute nicht sagen, aber eines weiß ich ganz gewiss: Ein einziger vorausschauender Blick auf mein Kind, das ich später in den Armen hielt, würde genügt haben, um einer Abtreibung niemals zuzustimmen.“

Doris Hesseler: In mir ist Freunde, Doris-Verlag, Ruppichteroth 2010, 286 Seiten,

ISBN 978-3-9810623-0-4, Telefon und Fax-Nr. 02295/903658, e-mail: doris@doris-verlag.de

Preis: EUR 16,90

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